Eure Gesundheit

Die Schilddrüse ist ein kleines Organ mit großer Wirkung.

Fertilität

zwei Frauenhände halten einen positiven Schwangerschaftstest und deuten so die Fertilität an

Schilddrüsenhormone interagieren mit anderen Hormonen, vor allem den Geschlechtshormonen.1 Eine normal funktionierende Schilddrüse oder geeignete Ersatzhormone sind unverzichtbar für Eisprung, Eieinnistung und Aufrechterhaltung einer gesunden Schwangerschaft.1


Schilddrüsenstörungen und Fertilität

Während eine Unfruchtbarkeit durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden kann, ist auch eine suboptimale Funktion der Schilddrüse eine mögliche Ursache für Unfruchtbarkeit, vor allem bei familiärer Häufung von Schilddrüsenerkrankungen.1 Sobald die Schilddrüsenstörung behandelt ist, solltet ihr nicht länger unter Fruchtbarkeitsproblemen leiden, sofern die Schilddrüse die einzige Ursache für eure Unfruchtbarkeit war.1



Faktencheck

Schilddrüsenhormone interagieren mit anderen Hormonen, vor allem den Geschlechtshormonen.1 Die richtige Menge an Schilddrüsenhormonen ist für eine normale Funktion der Hoden beim Mann und der Eierstöcke bei der Frau notwendig, um eine normale Fruchtbarkeit zu erreichen.1 Zu viele (Überfunktion) oder zu wenige (Unterfunktion) Hormone können sich negativ auf die männliche oder weibliche Fruchtbarkeit auswirken. Eine optimale Funktion der Schilddrüse kommt nicht nur der Gesundheit der Eltern zugute, sondern ist auch für die Gesundheit des Babys wichtig.2 Suboptimale Schilddrüsenhormonspiegel sind eine Ursache für Fruchtbarkeitsprobleme, erhöhen das Risiko für Fehlgeburten, Frühgeburten und andere Komplikationen und können auch die Gehirnentwicklung des Fötus beeinträchtigen.2 Männliche Unfruchtbarkeit ist für ein Drittel aller vergeblichen Versuche eines Paares, schwanger zu werden, verantwortlich; ein weiteres Drittel entfällt auf Ursachen bei der Frau, während alle weiteren Fälle auf beide entfallen oder ohne erkennbare Ursache sind.3

Wenn ihr seit mehr als einem Jahr ohne Erfolg versucht, schwanger zu werden, sucht einen Arzt auf, um euren Schilddrüsenhormonspiegel bestimmen zu lassen. Dies solltet ihr in Betracht ziehen, bevor ihr zu andere medizinische Maßnahmen greift.3

Wenn die Schilddrüse die Ursache für eure Unfruchtbarkeit ist, könnte eine Kontrolle der Schilddrüse die Fruchtbarkeit wiederherstellen und das Risiko für gesundheitliche Komplikationen verringern.1

Mit einem einfachen Bluttest kann zu Beginn die Menge an Schilddrüsenhormonen (Thyroxin und Trijodthyronin), welche eure Schilddrüse freisetzt, bestimmt werden.4 Euer Arzt wird euch innerhalb kurzer Zeit mitteilen können, ob bei euch eine Unter- oder Überfunktion vorliegt.

Lasst eure Schilddrüse in den folgenden Fällen untersuchen:

  • Wenn ihr seit mehr als 12 Monaten erfolglos versucht, schwanger zu werden3
  • Wenn ihr bereits zwei oder mehr Fehlgeburten hattet3
  • Wenn ihr unregelmäßige Menstruationszyklen habt3
  • Wenn ihr familiär mit Fruchtbarkeitsproblemen vorbelastet seid3
  • Wenn ihr eine niedrige Spermienanzahl habt oder in der Vergangenheit medizinische Probleme der Hoden oder Prostata oder sexuelle Probleme hattet3

Wie beeinflussen Schilddrüsenhormone die männliche Fruchtbarkeit?

Bislang war man bei den Schilddrüsenhormonen nicht von einer Beeinflussung der männlichen Fruchtbarkeit ausgegangen. Jetzt ist ihre wichtige Rolle z. B. bei der Spermienproduktion dagegen anerkannt.1 Die gute Nachricht: Durch Behandlung dieser Störungen kann die Fruchtbarkeit beim Mann wiederhergestellt werden.1


Schilddrüsenüberfunktion

Wenn eure Schilddrüse zu viele Schilddrüsenhormone produziert und in den Blutkreislauf abgibt, liegt bei euch eine Hyperthyreose vor.4 Bei Männern kann sich eine Schilddrüsenüberfunktion aus vielen Ursachen entwickeln, u. a. Morbus Basedow, übermäßige medikamentöse Einnahme von Schilddrüsenhormonen zur Behandlung von Hypothyreose und das Vorliegen von Schilddrüsenknoten oder einer entzündeten Schilddrüse (Thyreoiditis).4 Durch die Beschleunigung des Körperstoffwechsels kann eine Schilddrüsenüberfunktion zu vielen verschiedenen Symptomen führen, von denen einige oft fälschlicherweise für stressbedingte Nervosität gehalten werden.4

Wenn bei euch Fruchtbarkeitsprobleme bestehen und ihr außerdem einige der Symptome von Schilddrüsenüberfunktion aufweist – es ist eher unwahrscheinlich, dass alle vorliegen -, solltet ihr euren Arzt auf das Thema Schilddrüse ansprechen, vor allem, wenn in eurem familiären Umkreis Schilddrüsenerkrankungen aufgetreten sind.4


Schilddrüsenunterfunktion

Wenn eure Schilddrüse zu wenig Schilddrüsenhormone produziert, liegt bei euch eine Schilddrüsenunterfunktion vor, die medizinisch als Hypothyreose bezeichnet wird.5 Die häufigsten Ursachen für eine Schilddrüsenunterfunktion sind Jodmangel und, wenn Jodmangel ausgeschlossen ist, Hashimoto-Thyreoiditis, eine Autoimmunerkrankung, welche eure Schilddrüse immer weiter zerstört.5 Eine unzureichend funktionierende Schilddrüse führt zur Verlangsamung des Stoffwechsels. Die gedrosselte Funktion der Schilddrüse geht oft einher mit vermindertem sexuellem Interesse (Libidoverlust) und Erektionsstörungen. Außerdem wirkt sie sich negativ auf die Form und Struktur der Spermien aus. Alle diese Gründe können eine Unfruchtbarkeit verursachen.1

Wenn bei euch Fruchtbarkeitsprobleme bestehen und ihr außerdem einige der Symptome von Hypothyreose aufweist, solltet ihr euren Arzt auf diese Symptome ansprechen.

Wie beeinflussen Schilddrüsenhormone die weibliche Fruchtbarkeit?

Schilddrüsenhormone interagieren mit den weiblichen Geschlechtshormonen Östrogen und Progesteron, um die normale Funktion der Eierstöcke und die Reifung der Eizelle aufrecht zu erhalten.1 Wenn die Schilddrüse zu viele (Hyperthyreose) oder zu wenige (Hypothyreose) Schilddrüsenhormone produziert, kann das Gleichgewicht der Geschlechtshormone gestört sein.1 Das führt zu schilddrüsenbedingten Fruchtbarkeitsproblemen wie Ovulationsstörungen, unregelmäßigen Perioden und verminderter Fruchtbarkeit.1 Da es sich bei den Schilddrüsenerkrankungen um weit verbreitete endokrine Störungen bei Frauen im gebärfähigen Alter handelt, solltet ihr, wenn ihr Probleme habt, schwanger zu werden, als erstes eure Schilddrüse untersuchen lassen, vor allem, wenn Schilddrüsenerkrankungen in eurer Familiengeschichte bekannt sind.4


Schilddrüsenüberfunktion

Hyperthyreose ist 10 Mal häufiger bei Frauen als bei Männern6 und kann dazu führen, dass Frauen Probleme haben, schwanger zu werden, aber auch die Schwangerschaft aufrecht zu erhalten.1 Wenn die Schilddrüse zu viel Schilddrüsenhormone in den Blutkreislauf abgibt, liegt eine Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) vor.4 Die häufigste Ursache für eine Schilddrüsenüberfunktion bei jungen Frauen ist ein Morbus Basedow, eine Autoimmunerkrankung, bei der die Antikörper fälschlicherweise die Schilddrüse angreifen, woraufhin diese stimuliert wird, Schilddrüsenhormone im Übermaß zu produzieren.4 Wenn ihr bei euch einen drastischen Gewichtsverlust bemerkt, kann sich dies auch auf eure Chancen, schwanger zu werden, auswirken.3

Wenn eine Schilddrüsenüberfunktion die Grundursache für eure Unfruchtbarkeit ist, kann diese in der Regel durch eine geeignete Behandlung zur optimalen Einstellung der Blutspiegel von schilddrüsenstimulierendem Hormon (TSH) korrigiert werden.1 Wenn der TSH-Spiegel normal ist und ihr immer noch Probleme habt, schwanger zu werden, solltet ihr einen Endokrinologen aufsuchen, welcher auf Fortpflanzungsstörungen spezialisiert ist.


Schilddrüsenunterfunktion

Wenn ihr familiär mit Schilddrüsen- oder Autoimmunerkrankungen vorbelastet seid, habt ihr ein erhöhtes Risiko für Hypothyreose.7 Wenn eure Schilddrüse zu wenig Schilddrüsenhormone produziert, steigt der TSH-Spiegel an und stimuliert die Schilddrüse, um den Mangel auszugleichen. Erhöhte TSH-Werte werden in etwa 5 % der Fälle bei schwangeren Frauen beobachtet.8

Bei Frauen mit Schilddrüsenunterfunktion kann es sein, dass ihre Menstruationsblutungen seltener oder gar nicht bzw. aufgrund von Ovulationsproblemen unregelmäßig auftreten und leichter sind als gewöhnlich.1

Die Prävalenz von Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse ist bei Menschen mit polyzystischem Ovarialsyndrom (PCOS)9, einer Erkrankung, die Zysten an den Eierstöcken verursacht und zu Unfruchtbarkeit oder Schwangerschaftskomplikationen führen kann, höher.10

Behandlung einer schilddrüsenbedingten Unfruchtbarkeit

Wenn ihr unter einer Schilddrüsenunterfunktion leidet, produziert eure Schilddrüse nur unzureichende Mengen an Schilddrüsenhormonen.7 Wenn das der Fall ist, kann dies schon durch die tägliche Einnahme eines Medikaments behoben werden.7 Mit der geeigneten medikamentösen Behandlung normalisieren sich die Zyklusunregelmäßigkeiten bei der Frau und die Erektionsstörungen und Spermienanomalien beim Mann, wodurch die Fruchtbarkeit wiederhergestellt werden kann.1

Wenn eine Schilddrüsenüberfunktion vorliegt, wird die Behandlung an die spezifische Ursache angepasst und kann Medikamente, Radiojodtherapie oder Operation umfassen.11 Bei Anwendung einer Radiojodtherapie vor der Schwangerschaft ist in der Regel keine Behandlung mit Thyreostatika erforderlich. Nach erfolgter Radiojodtherapie sollte eine Frau 4 bis 6 Monate warten, bevor sie versucht, schwanger zu werden.12 Männer sollten nach einer Radiojodtherapie 3 bis 4 Monate warten, bevor sie versuchen, ein Kind zu zeugen.12

Hinweis: Wenn ihr eine normale Schilddrüsenfunktion habt oder eure Schilddrüsen- und TSH-Werte medikamentös eingestellt wurden und ihr immer noch Probleme habt, schwanger zu werden, solltet ihr einen Spezialisten für Fertilitätsstörungen zur Beratung und zusätzlichen Behandlung aufsuchen.

  1. Krassas GE, Poppe K, Glinoer D. Thyroid function and human reproductive health. Endocr Rev 2010; 31: 702–755
  2. American Thyroid Association. Thyroid disease and pregnancy
  3. Mayo Clinic. Infertility. Symptoms and causes
  4. American Thyroid Association. Hyperthyroidism
  5. NHS Choices. Underactive thyroid (hypothyroidism) — causes
  6. Vanderpump MP. The epidemiology of thyroid disease. Br Med Bull 2011; 99: 39–51
  7. American Thyroid Association. Hypothyroidism: a booklet for patients and their families
  8. Grassi G, Balsamo A, Ansaldi C et al. Thyroid autoimmunity and infertility. Gynecol Endocrinol 2001; 15: 389–396
  9. Poppe K, Velkeniers B, Glinoer D. Thyroid disease and female reproduction. Clin Endocrinol (Oxf) 2007: 66: 309–321.
  10. Hormone Health Network. Polycystic ovary syndrome (PCOS)
  11. American Thyroid Association. Hyperthyroidism. 2014
  12. Bahn Chair RS, Burch HB, Cooper DS et al. Hyperthyroidism and other causes of thyrotoxicosis: management guidelines of the American Thyroid Association and American Association of Clinical Endocrinologists. Thyroid 2011; 21: 593–646

AT-NONE-00147; 02/2022